Album der Woche: Saagara - 3 von Shackleton
Vor über einem Jahr ist das Album «3» des Indo-Jazz-Carnatic-Kollektivs Saagara veröffentlicht worden – ein Album, das 5 Musiker aus Jazz, neuer elektronischer Musik und karnatischer Musik vereint. Ein Jahr später ist das ganze Album neu veröffentlicht worden – komplett überarbeitet vom Dubstep-Pionier Shackleton der es schafft auf respektvolle und einfühlsame Art, ein Album radikal in etwas Neues zu verwandeln, ohne dessen Essenz zu verändern. von Dion Monti
25.12.29 – Saagara – 3 - The Shackleton Versions - ADW Podcast
Das neue remix album 3, von Saagara & Shackleton
Im Oktober 2024 ist das Album Nummer 3 der Gruppe Saagara erschienen. Damals hatte es einen starken Eindruck auf mich gemacht. Bei Gelegenheit habe ich immer wieder einen Song in DJ-Sets eingebaut und stiess dabei stets auf gespitzte Ohren.
Saagara ist vor 10 Jahren entstanden und besteht aus 5 Musikern. Wazlaw Zimpel aus Polen ist ein Jazz-Multiinstrumentalist, der sich in den letzten Jahren auch stark für elektronische Produktionsmethoden begeistert hat. Die vier weiteren Bandmitglieder stammen aus der karnatischen Musik und sind alle Meister auf verschiedenen indischen Instrumenten: Giridhar Udupa ist beispielsweise ein Meister des Ghatam – ein Perkussionsinstrument, das aus Keramik gebaut ist und eine sehr tonale Qualität hat – oder K. Raja, der ein Meister des Thavil ist, ebenfalls ein Perkussionsinstrument, das sowohl Bässe wie auch Höhen erzeugen kann. K. Raja beschreibt Saagara als eine interkulturelle Indo-Jazz-Carnatic-Band. Der Sound entsteht durch die Mischung von Zimpels Kompositionen und elektronischen Klängen, indischen Arrangements und Instrumenten und Improvisationstraditionen aus dem Jazz und der karnatischen Musik.
Vor Kurzem ist das ganze Album neu veröffentlicht worden – und zwar komplett überarbeitet von keinem geringeren als dem englischen Dubstep-Pionier Shackleton.
Shackleton war Anfang der 2000er Teil der ersten Generation von Dubstep-Producern. Zusammen mit dem Producer Appleblim gründete er das Label Skull Disco, das dann eine Heimstätte für die minimalistischen und experimentellen Ideen des Dubstep wurde. Zugleich wird Skull Disco auch zugeschrieben, die Grundlage für den späteren Crossover von Dubstep und Techno gelegt zu haben – eine Absicht, die laut Shackleton allerdings nicht von ihm ausging.
Schon damals hatte Sam Shackleton einen Sound, der rhythmisch weniger auf Kick- und Snare-Sounds, sondern eher auf tonale und melodische perkussive Klänge setzte. Daher überrascht es mich nicht, dass er, als er gefragt wurde, ob er einen Song nach seiner Wahl remixen könnte, kurzerhand alle Songs überarbeitet hat – dieses Projekt war wie geschaffen für seine musikalischen Interessen und visionären Sensibilitäten.
In seinen Versionen werden die Songs mit Dub-Techniken behandelt: Die sehr vielschichtigen und dichten Songs werden etwas ausgedünnt, der Fokus wird behutsam und gezielt auf unterschiedliche Elemente gerichtet, indem er die Songs auch neu mischt – Instrumente fahren ein und aus, verschiedene Delays kommen zum Einsatz, und in Dub-Tradition spielt der Bass auch eine viel, viel grössere Rolle.
Songs, die zuvor auf eine zerebrale Art meditativ waren – mit Rhythmuswechseln und vielen Details im oberen Frequenzbereich –, sind jetzt rhythmisch etwas konstanter und können nun auch physischer erlebt werden.
Was mich am Album schon immer fasziniert hat, ist, dass es ein Album ist, das sowohl sitzend als auch sehr gut tanzend genossen werden kann – und das alles ohne Kick und Snare Drum oder irgendwelche anderen Elemente, die wir aus westlicher Tanzmusik kennen.
Shackleton schafft es auf eine aussergewöhnlich respektvolle und einfühlsame Art, ein Album radikal zu verwandeln, ohne dessen Essenz zu verändern. Es ist auch spannend, die Kunst des Dub auf Musikstile angewendet zu hören, bei denen man es nie erwartet hätte – und dass es dabei so natürlich wirkt.
«3» ist in beiden Versionen eine Masterclass musikalischer Exzellenz von Musikern, die ihr Handwerk so gut verstehen, dass sie sich mit sehr verschiedenen Traditionen anderer Kontinente vereinen können. Die Shackleton-Versionen sind die Zugabe, die niemand erwartet hat, weil sich niemand vorstellen konnte, dass es sie braucht.
Album der Woche: Saagara - 3 von Shackleton
Vor über einem Jahr ist das Album «3» des Indo-Jazz-Carnatic-Kollektivs Saagara veröffentlicht worden – ein Album, das 5 Musiker aus Jazz, neuer elektronischer Musik und karnatischer Musik vereint. Ein Jahr später ist das ganze Album neu veröffentlicht worden – komplett überarbeitet vom Dubstep-Pionier Shackleton der es schafft auf respektvolle und einfühlsame Art, ein Album radikal in etwas Neues zu verwandeln, ohne dessen Essenz zu verändern. von Dion Monti
25.12.29 – Saagara – 3 - The Shackleton Versions - ADW Podcast
Das neue remix album 3, von Saagara & Shackleton
Im Oktober 2024 ist das Album Nummer 3 der Gruppe Saagara erschienen. Damals hatte es einen starken Eindruck auf mich gemacht. Bei Gelegenheit habe ich immer wieder einen Song in DJ-Sets eingebaut und stiess dabei stets auf gespitzte Ohren.
Saagara ist vor 10 Jahren entstanden und besteht aus 5 Musikern. Wazlaw Zimpel aus Polen ist ein Jazz-Multiinstrumentalist, der sich in den letzten Jahren auch stark für elektronische Produktionsmethoden begeistert hat. Die vier weiteren Bandmitglieder stammen aus der karnatischen Musik und sind alle Meister auf verschiedenen indischen Instrumenten: Giridhar Udupa ist beispielsweise ein Meister des Ghatam – ein Perkussionsinstrument, das aus Keramik gebaut ist und eine sehr tonale Qualität hat – oder K. Raja, der ein Meister des Thavil ist, ebenfalls ein Perkussionsinstrument, das sowohl Bässe wie auch Höhen erzeugen kann. K. Raja beschreibt Saagara als eine interkulturelle Indo-Jazz-Carnatic-Band. Der Sound entsteht durch die Mischung von Zimpels Kompositionen und elektronischen Klängen, indischen Arrangements und Instrumenten und Improvisationstraditionen aus dem Jazz und der karnatischen Musik.
Vor Kurzem ist das ganze Album neu veröffentlicht worden – und zwar komplett überarbeitet von keinem geringeren als dem englischen Dubstep-Pionier Shackleton.
Shackleton war Anfang der 2000er Teil der ersten Generation von Dubstep-Producern. Zusammen mit dem Producer Appleblim gründete er das Label Skull Disco, das dann eine Heimstätte für die minimalistischen und experimentellen Ideen des Dubstep wurde. Zugleich wird Skull Disco auch zugeschrieben, die Grundlage für den späteren Crossover von Dubstep und Techno gelegt zu haben – eine Absicht, die laut Shackleton allerdings nicht von ihm ausging.
Schon damals hatte Sam Shackleton einen Sound, der rhythmisch weniger auf Kick- und Snare-Sounds, sondern eher auf tonale und melodische perkussive Klänge setzte. Daher überrascht es mich nicht, dass er, als er gefragt wurde, ob er einen Song nach seiner Wahl remixen könnte, kurzerhand alle Songs überarbeitet hat – dieses Projekt war wie geschaffen für seine musikalischen Interessen und visionären Sensibilitäten.
In seinen Versionen werden die Songs mit Dub-Techniken behandelt: Die sehr vielschichtigen und dichten Songs werden etwas ausgedünnt, der Fokus wird behutsam und gezielt auf unterschiedliche Elemente gerichtet, indem er die Songs auch neu mischt – Instrumente fahren ein und aus, verschiedene Delays kommen zum Einsatz, und in Dub-Tradition spielt der Bass auch eine viel, viel grössere Rolle.
Songs, die zuvor auf eine zerebrale Art meditativ waren – mit Rhythmuswechseln und vielen Details im oberen Frequenzbereich –, sind jetzt rhythmisch etwas konstanter und können nun auch physischer erlebt werden.
Was mich am Album schon immer fasziniert hat, ist, dass es ein Album ist, das sowohl sitzend als auch sehr gut tanzend genossen werden kann – und das alles ohne Kick und Snare Drum oder irgendwelche anderen Elemente, die wir aus westlicher Tanzmusik kennen.
Shackleton schafft es auf eine aussergewöhnlich respektvolle und einfühlsame Art, ein Album radikal zu verwandeln, ohne dessen Essenz zu verändern. Es ist auch spannend, die Kunst des Dub auf Musikstile angewendet zu hören, bei denen man es nie erwartet hätte – und dass es dabei so natürlich wirkt.
«3» ist in beiden Versionen eine Masterclass musikalischer Exzellenz von Musikern, die ihr Handwerk so gut verstehen, dass sie sich mit sehr verschiedenen Traditionen anderer Kontinente vereinen können. Die Shackleton-Versionen sind die Zugabe, die niemand erwartet hat, weil sich niemand vorstellen konnte, dass es sie braucht.