Oki Doki Gaming Club

Willkommen im Lesekreis für Videogames!

Monatlich schnappen wir uns ein Game oder Thema und besprechen dies nach Form & Inhalt.

Egal ob FPS, JRPG’s, AAA’s, Indies, neue oder alte IPs. Ästhetik, Sound, Narrativ, Gameplay. Wir interessieren uns für die existenziellen und banalen Fragen. Wie erfüllend sind Sidequests? Wer war dein erster Videogame crush? Und was bitte bedeutet Freiheit in einer simulierten Welt?

Videospiele sind heute ein riesiger Industriezweig. Sind Teil unserer Kultur. Äussern sich Mainstream oder radikal. Da sind die Nutzer:innen eigentlich nur noch NPC’s. Oder doch nicht?

OG Characters des Oki Doki Gaming Club sind : Lucien Montandon, Anna Dippert, Ufuk Tan, Lena Frei, Mirco Kämpf und Noemie Keller.

Oki Doki Gaming Club - It’s a book club for videogames!
[ganz ohne Microtransactions oder procedurally generated content]

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 Jeden zweiten Samstag im Monat um 19 Uhr.

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Album der Woche: Skinty Fia von Fontaines D.C.

Die so eloquent-irischen Post Punks Fontaines D.C. lassen ihre Heimat hinter sich. Wo einstmals Sturm & Drang im Zentrum stand, schmiegen sich nun polierte Gitarrentexturen um die Texte. Dennoch gibt es einige besondere Momente auf ihrem nun dritten Studioalbum. von Mirco Kaempf

Album der Woche - Fontaines DC - Skinty Fia

Im dritten Album der irischen Post Punks wirken Ungeschliffenheiten wegpoliert. Ein paar eigenwillige Momente hat es zum Glück dennoch.

Einer dieser besonderen Momente findet sich gleich zu Beginn des Albums: «In ár gCroíthe go deo» erklingt wie eine Hymne. Oder ein Abgesang. Die Musiker interpretieren eine gällische Aufschrift, wie sie auf einem Grabstein einer Irin hätte stehen sollen, die in England beerdigt wurde. Jedoch - die Church of England verwehrte ihr diese Zeilen. Zu politisch sei es, die Sprache ihres Landes zu verwenden.

Wo das 2018 Debütalbum (Dogrel) der Band eine rauschende, lyrische Liebesbekundung zu Dublin und Irland war, erzählt «Skinty Fia» an vielen Stellen vom Schmerz, fern der Heimat zu sein. Von irischer Diskriminierung. Aber auch von der Ekstase, in einer neuen Grossstadt zu sein. Alle Mitglieder der Band haben Dublin hinter sich gelassen und sind nun in London zu Hause. So nimmt Sänger Grian Chatten in diesen Songs oftmals eine erzählerische Aussenperspektive ein.

Ein weiterer besonderer Moment ist der Song «The Couple Across The Way». Als ob der Song isoliert in einem Pub nahe eines Hafens aufgenommen wurde, spielt hier nur ein Akkordeon, währenddem Chatten einem Liebespaar nachsingt, aus der Sicht eines älteren Paars, welches durch das Fenster ihren neuen Nachbarinnen zuschaut. So pur wie dieser Moment, ist das restliche Album allerdings kaum.

Wo vor zwei Alben noch eine rauschende Roheit den Ton angab, klingt hier sehr vieles slick. Weniger weltumarmend, dafür dunkler und selbstreflektierter. So sind auch die Gitarren texturlicher, reduzierter, teilweise generischer. Zwar mag man sich so mehr um Texte und Gesang scheren, leider wirkt das Album an manchen Stellen dann aber auch etwas beliebig.

Und trotzdem bleiben sie hinreissend. In der aktuellen Welle britischer und irischer Sprechgesang-Post-Punkbands nehmen die Fontaines D.C. immer noch einen besonderen Platz ein. Nicht viele Bands wagen solch poetische Formulierungen, interessante Narrationsperspektiven und name-checks von weltliterarischer Grösse. Doch genau sowas ist und bleibt die Signatur dieser Band. Skinty Fia erschien am 22. April 2022 via Partisan.