Zug im Wald

Die Fondation Beyeler wagt einen Blick in den Norden

Die Fondation Beyeler widmet sich in ihrer aktuellen Ausstellung Nordlichter der nordischen Landschaftsmalerei. Gezeigt werden rund 70 Werke von 13 Künstler:innen aus Skandinavien und Kanada aus der Zeit zwischen 1880 und 1930. von Nahom Mehret

Fondation Beyeler Ausstellung: Nordlichter

In der Ausstellung Nordlichter von der Fondation Beyeler wird ein Blick in den Norden gewagt

In ihrer aktuellen Ausstellung Nordlichter wirft die Fondation Beyeler einen faszinierenden Blick in den hohen Norden, teilweise weit über den borealen Wald hinaus. Gezeigt werden rund 70 Landschaftsgemälde von 13 Künstler:innen aus Skandinavien und Kanada, die in der Zeit von 1880 bis 1930 entstanden sind. Laut der Fondation Beyeler wird mit dieser Ausstellung erstmals in Europa der nordischen Landschaftsmalerei eine eigene Schau gewidmet – ein Bereich, der in der Kunstwelt oft weniger Beachtung findet, wie der Senior Kurator Ulf Küster anmerkt.

Bekannte und weniger bekannte Künstler:innen

Unter den 13 Künstler:innen befinden sich auch bekannte Namen wie Edvard Munch aus Norwegen und Lawren S. Harris aus Kanada. Doch in der Ausstellung finden sich auch weniger bekannte Künstler:innen, darunter Künstlerinnen wie Hilma af Klint und Anna Boberg aus Schweden. Ulf Küster freut sich besonders, dass auch weniger bekannte Künstlerinnen Teil der Ausstellung sind.

Die Werke der Künstler:innen

Rund 70 Landschaftsgemälde sind in der Ausstellung zu sehen, die den Besuchern einen Einblick in die Vielfalt nordischer Landschaften geben. Von ewigen Sonnenuntergängen – im Norden kann ein Sonnenuntergang bis zu 4 bis 6 Stunden dauern – bis hin zu endlosen Schneelandschaften, die die Künstler:innen in ihren Werken festhielten. Viele der Werke faszinieren durch lebendige Farben und ungewöhnliche Perspektiven, die teils an moderne Drohnenaufnahmen erinnern. Ein gemeinsames Thema aller Werke ist jedoch die Natur und die Landschaft, die die Künstler:innen zu bewahren versuchten. Der Mensch und seine Existenz treten dabei oft in den Hintergrund – nur manchmal erkennt man ein Häuschen in der Landschaft oder kaum sichtbare Fussspuren im Schnee. Die Aufmerksamkeit der Betrachter:innen wird vollständig von der Natur und der überwältigenden Landschaft eingenommen. Bei genauerer Betrachtung wird der Mensch jedoch immer präsenter, so etwa in einem Werk von Edvard Munch, das eine idyllische Landschaft zeigt, durch die ein Zug fährt. Diese Werke spiegeln auch einen Wandel wider, wie Küster betont.

 

 

Wald mit Schnee
Helmi Biese, Blick von Pyynikki-Grat, 1900 Öl auf Leinwand, 91 x 115 cm Finnische Nationalgalerie, Ateneum Kunstmuseum, Sammlung Hoving Foto: Finnische Nationalgalerie/Aleks Talve
Zug im Wald
Edvard Munch, Zugrauch, 1900 Öl auf Leinwand, 84,5 x 109 cm Munchmuseet, Oslo Foto: Munchmuseet/Halvor Bjørngård
Haus im Wald
Harald Sohlberg, Ein Haus an der Küste (Fischerhütte), 1906 Öl auf Leinwand, 109 x 94 cm The Art Institute of Chicago, Schenkung Edward Byron Smith Foto: bpk/The Art Institute of Chicago/Art Resource, NY

Natur als kulturelles Erbe

Die überwältigende Natur wird in der Ausstellung als bedeutendes kulturelles Erbe des Nordens dargestellt, das von den Künstler:innen in ihren Werken bewahrt wird. Die Frage, warum der Mensch die Natur bewundert, aber gleichzeitig zerstört, ist in dieser Ausstellung unvermeidlich. Ulf Küster beschreibt dies als ein Paradox unseres Lebens, und die Ausstellung Nordlichter macht darauf aufmerksam.

Digitale Installation von Jakob Kudsk Steensen

Ergänzt wird die Ausstellung durch eine zeitgenössische digitale Installation des dänischen Künstlers Jakob Kudsk Steensen. In seiner Installation setzt sich der Künstler mit der Zukunft des borealen Waldes auseinander. Dieser Wald ist der grösste der Welt und erstreckt sich über Kanada, Alaska, Russland und Skandinavien. Auf einer grossen LED-Wand im Garten der Fondation Beyeler können die Besucher:innen verschiedene Klimaszenarien erleben. Für die Installation begab sich Steensen auf eine Forschungsreise in den borealen Wald und zeigt, wie sich eine Temperaturerhöhung von 0 bis 9 Grad auf das Ökosystem dieses Waldes auswirken könnte.

LED Installation im Garten
Installationsansicht Boreal Dreams, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, 2024/25 Foto: Mathias Mangold
Digitaler Wald
Jakob Kudsk Steensen, Boreal Dreams, 2024/25 Live-Simulation, Courtesy Jakob Kudsk Steensen im Auftrag der Fondation Beyeler, Riehen/Basel

Digitale Installation als Erweiterung der Werke

Steensen sieht seine digitale Installation als Erweiterung der Arbeiten der 13 Künstler:innen, die in ihren Gemälden die überwältigende Natur festhielten. Auch er bewahrt die Natur des Nordens in seiner digitalen Arbeit, wagt aber auch einen Blick auf eine weniger idyllische Zukunft.

Die Ausstellung Nordlichter in der Fondation Beyeler ist noch bis zum 25. Mai 2025 zu besichtigen.