
Vom Dunkel ins Licht
In der neuen Retrospektive «From Scratch» zeigt das Cartoonmuseum Basel die Werke des Comic-Künstlers Thomas Ott. Seine Bilder erzählen von Schmerz, Tod und dem Sonderbaren und kratzen dennoch Licht aus dem Dunkel. von Noemie Keller
25.04.26 Thomas Ott From Scratch
Ein Junge, der durch einen düsteren Wald wandert. Verstümmelte Körper. Menschliche Tragödien. Die Bildwelt von Thomas Ott ist nichts für schwache Nerven und gerade deshalb so faszinierend. In der Technik des Schabkartons ritzt er Licht aus schwarzem Grund. Strich für Strich kratzt er sich durch Schatten, durch Horror, durch Abgründe. Seine Werke erzählen von Krankheit, Verlust, Anderssein und gleichzeitig: von Hoffnung, von Liebe, vom Menschsein.
Diese Dualität, das Gleichzeitige von Grauen und Schönheit, spiegelt sich nicht nur in seinen Motiven, sondern auch in seiner Arbeitsweise. Ott beginnt nicht mit einem weissen Blatt, sondern mit Schwarz. Jeder Strich entfernt etwas Dunkelheit. Eine Umkehr des Gewöhnlichen. Eine Methode, die längst zu seiner Handschrift geworden ist.
Und doch: Otts Arbeit ist kein kalkulierter Schockeffekt. „Ich mache das für mich“, sagt er. Er denkt nicht an das Publikum, nicht an Provokation. Was zählt, ist, ob es sich für ihn richtig anfühlt. Doch auch nach 40 Jahren Schaffen bleibt der Zweifel: Braucht die Welt das? Brauche ich das?
Im Moment liegt der Schabkarton still. Der Künstler steckt in einer kreativen Blockade. Doch vielleicht steckt hier, mitten im Schwarz, bereits das nächste Bild.
Die Ausstellung «From Scratch» ist noch bis zum 22. Juni im Cartoonmuseum Basel zu sehen.