Sommerliteratur: Als Jesus in die Puszta kam
Ludwig Neustätter ist einigermassen überrascht, als eine ungarische Sekte in ihm den wiederauferstandenen Jesus zu erkennen meint. Der Autor Gábor Fónyad verknüpft in seinem Roman die absurde Handlung um den unfreiwilligen Messias mit einer Analyse der Verbindungslinien zwischen Verschwörungstheorien, Nationalismus, Antisemitismus und Fake News. von Paul von Rosen
21.09.26 Sommerliteratur: Als Jesus in die Puszta kam
Buchtipp zu Gabor Foyad
Herrlich skurill, und zugleich beunruhigend nah an Phänomenen der politischen Gegenwart: "Als Jesus in die Puszta kam" gelingt der Balanceakt vor allem, da Fónyad nicht mit dem Zeigefinger verurteilt, sondern mit seinem Antihelden Ludwig eine Figur schafft, die zumeist passiv in die Konflikte der anderen hineinschlittert. Der junge österreichische Autor mit ungarischen Wurzeln, zeichnet in diesem Roman ein Bild von der Puszta, der ländlichen Steppenregion Ungarns, das gekonnt oszilliert zwischen Realismus, Wild-West-Genreanleihen und tragikkomischen Elementen. Überzeugend wird gezeigt, wie Verschwörungsglaube, religiöser Fanatismus, Nationalismus und reaktionäres Gedankengut es trotz innerer Widersprüche schaffen, eine unheilige Allianz einzugehen.