Woche gegen Rassismus 2019
Im Dienste des Pinsels: Michael Armitage
Der englisch-kenyianische Maler Michael Armitage beschwört beindruckende Farbwelten, näht post-koloniale Narrative zusammen und sagt aber auch: Das höchste Gut sei unser Vorstellungsvermögen. 23 neue Werke sind in der Kunsthalle zu sehen. von Mirco Kaempf
22.05.29 Michael Armitage
In You, Who Are Still Alive zeigt der Maler Michael Armitage 23 neue Werke in der Kunsthhalle
Ob die Farben wirklich immer zusammenpassen würden, wisse selbst er nicht immer. Wenn uns das der aktuelle Shootingstar Michael Armitage so nebenbei offenbart, spricht das vor allem für seine Demut der Kunst gegenüber. Denn: Die Malereien, an welchen er in den letzten zweieinhalb Jahren gearbeitet hat und nun in der Kunsthalle zur Schau stellt, sind eine Offenbarung.
How often do you manage to surprise yourself when working in the studio?
One of the things with painting is that it's both difficult and giving is that you can try to do the same thing twice, but it never comes out that way, That's the challenge, the balance and the education of trying to make a painting. Everytime you sit down to make something there is an element of surprise and a lack of control and give and take between yourself and whatever it is that the painting requires.
Michael Armitage ist nicht einmal 40 Jahre alt und zeigt seine Malereien in London, New York, Sidney, Hong Kong oder Cape Town. Vertreten wird er dabei von der renommierten White Cube Gallery. Nächstes Jahr wird die Rückseite der neuen 1 Pfund Münze in Grossbritannien sein Design enthalten. Die aktuelle Ausstellung in der Kunsthalle zeigt neue Werke, unte dem Ausstellungstitel You, Who Are Still Alive.
Entstanden sind die meisten Werke in Nairobi. Die Malereien vereinen Erdtöne, Landschaften aus der kenyanischen Umgebung, Portraits von Menschen und Kreaturen, immer wieder auch mit einem nahezu surrealen Aspekt. Wer näher rangeht, die Pflanzen und Gesichter genauer betrachtet, kann wohl nicht anders, als beeindruckt zu sein. Jeder Strich sitzt.
What part does intuition play? You seem to sketch your paintings out very carefully.
I wouldn't say I do any of it very carefully. But I would say I follow my intuition as much as I would trust it. (It's very difficult to follow it if you don't trust it as it's no longer intuition) but intutition is kind of... it's a very difficult idea when referring to painting. Because you can think of something as intuitive but it's also reactive. Because once something happens there's something that you work off. So it's not necessarily an intuition but an unfurling of a puzzle in a way. Every decision is a set of new problems. And I think that also leads back to your question about surprise. The problem is always new, it's always a new challenge. And like that I think the wort intuition can be helpful but also unhelpful.
Erdtöne werden immer wieder durchbrochen von violetten Neonfarben. Von giftgrünen Röhren, einem pinken Kleid oder knalligen orangen Farbflächen mitten im Bild. Dabei ist ein bemerkenswerter Aspekt in der Kunst von Michael Armitage nicht nur die Malerei selber, sondern auch das Medium worauf er malt. So nutzt er nicht etwa klassische Leinwände, sondern Lubugo-Rinde. Ein Tuch, welches von Natal-Feigenbäumen gewonnen wird. In Nairobi wird dieses Material vor allem für zeremonielle Zwecke verwendet. Wenn das Material aufgespannt wird, entstehen immer wieder Löcher (Als "Narben" oder "Portale" werden sie indes im Saaltext bezeichnet). Diese Lubugo Tücher werden zusammengenäht und auf Keilrahmen bespannt.
How does the brush feel when you paint on lubugo, rather than on a linen canvas?
It really depends on the consistency of paint that you use. If you use something that's thin and oily it's very smooth as the brush doesn't bite against the surface. But if you use something that's much more dry with much less oil, it has a lot of resistance. The other thing that has an effect is that the surface is very irregular. Sometimes there are holes, sometimes there are ridges. There's also the grain of the bark. And so all of those things affect the way that the brush sits on the surface. and subsequently the type of mark that you can get.
Die Tatsache, dass Michael Armitage auf Lubugo-Rinde und nicht auf klassischen Leinwände malt, ist zum Teil politisch. Es sei ihm wichtig gewesen, ein Material zu finden, welches nicht im klassischen Sinne des westlichen Kunstgeschicht-Kanons verortet werden kann. Wenn er in London oder Nairobi kenyanische Landschaften malt, pop-historische Mythologien aufnimmt und das alles miteinander verfliessen lässt, dann schwingt unweigerlich auch ein post-koloniales Bewusstsein mit - Auch wenn der Künstler selber hierzu nicht explizit darüber spricht.
Does it not feel a little off and strange to have these paintings of a Nairobi landscape inside these very old, historic, air conditioned white walls?
It's always off and strange. For me the currency of all of this is the imagination. And like that you carry that into any space. It always fits and it never fits.
You are designing the flipside of the new 1 pound coin for the UK next year. Why would an artist want to imprint himself on the forces of capitalism?
[laughs] the interesting thing with currency (the object) is it has many different narratives. Whether it was for example in World War 2: bullet casings and coins were used by soldiers to hammer down and write notes to their loved ones on. Or whether it's a memento of a bygone time, that gives you some decipher as to what's happening in that time. Ultimately for me, the coin, the note itself, is a form of exchange. It's a way of recognising something or an agreement with somebody else. Yes there are many, many epic ideas and problems... that one may come across. But to me that's actually something that was both quite profound and very humble. It's about an exchange between two people.
Die Woche
Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019
Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.
Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.
Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019
Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm
Das Programm
Montag, 18. März 2019
Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus.
19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)
Eintritt frei.
Dienstag, 19. März 2019
Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo
19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)
Eintritt frei.
Mittwoch, 20. März 2019
Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*Sh, Theater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.
17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Donnerstag, 21. März 2019
Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.
Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).
Moderation: Bernard Senn, SRF
Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.
19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Freitag, 22. März 2019
Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)
Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch
19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Samstag, 23. März 2019
Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien
The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required.
14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen
Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg
16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr
Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.
20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Sonntag, 24. März 2019
Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch
14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)
Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.
Eintritt frei.
* Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.
** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.
Ausstrahlungstermine
Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)
Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus
u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus
Donnerstag 21.3., 18 h & Samstag 23.3.19, 13 h
Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein
Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h
Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen
Kontakt
tatiana.vieira@radiox.ch
rebecca.haeusel@radiox.ch