Woche gegen Rassismus 2019
The Jawbone Sings Blue: Kunst über Identität und Sichtbarkeit
Die Ausstellung "The Jawbone Sings Blue" in der Kunsthalle Basel, zeigt Werke über Erinnerung, Identität und Sichtbarkeit. Der US-amerikanische Künstler Troy Montes Michie erzählt durch seine detallierten Collagen von Geschichten und Erfahrungen, die lange unsichtbar waren. von Emma Klugermann
25.11.09 The Jawbone Sings Blue
Die neue Ausstellung in Kunsthalle Basel
Ein verlassenes Zimmer, in dem die Möbel mit weißen Tüchern bedeckt sind. Ein Fotoalbum in dem Seiten fehlen und ein Stuhl auf dem keine Person, sondern nur ein Foto Platz nimmt.
In den Räumen der Kunsthalle Basel macht eine neue Ausstellung Erinnerungen spürbar.
„The Jawbone Sings Blue“ vom US-amerikanischen Künstler Troy Montes Michie, ist eine Ausstellung über Erinnerungen, Identität und Sichtbarkeit. Der 40-jährige Künstler feiert mit „The Jawbone Sings Blue“ seine erste Einzel Ausstellung in Europa. Zuvor stellte er seine Kunst schon in New York, Los Angeles und Housten aus.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Michies Arbeit mit Archiven. Dazu greift er auf sein eigenes Familienarchiv zurück oder arbeitet mit fremden Archiven, die er auf Flohmärkten findet. Die Fotos, Gegenstände und Texte verarbeitet er zu Collagen und Skulpturen.
In seinen Werken belebt und erzählt Michie Erfahrungen Schwarzer und homosexueller Menschen. Geschichten die lange unsichtbar geblieben sind. Was sich deshalb wie ein roter Faden durch die gesamte Ausstellung zieht, ist die Aufforderung genau hinzuschauen. Die Betrachtenden sollen Zeit mit den detaillierten Collagen und Materialien verbringen.
Beim Kreieren von Collagen legt Michie verschiedenen Materialien zuerst in kleineren Feldern übereinander, erzählt Ausstellungsleiterin Lena Reuter. Diese übermalt oder überklebt er dann beispielsweise wieder, um sie dann in ein großes Bild zusammenzulegen. Die verschiedenen Geschichten vernäht er anschließend.
In seinen Collagen kombiniert Troy Montes Michie Fotos mit alten Magazinseiten, Textilien, Farbe und Faden.
Die Materialien werden geschichtet, wieder freigelegt, angeordnet und verbunden. Dadurch will Michie zeigen, wie Geschichte immer wieder neu präsentiert und erzählt werden kann.
Ausstellungsleiterin Lena Reuter sagt, die erzählten Geschichten würden nicht einfach nur Eins zu Eins abgebildet werden. Stattdessen würde Michie sie so konstruieren, dass sie immer offen bleiben, und immer neue Erzählweisen sichtbar werden könnten.
Bei den Werken handelt es sich um sehr dichte Arbeiten, die aber auch immer wieder Leerstellen aufweisen.
Die Leerstellen sind ein weiterer roter Faden, der sich durch alle Werke zieht. Sie sind still aber gerade deshalb präsent. Es sind ungefüllte Buchseiten, ausgeschnittene Silhouetten von Menschen oder ein Stuhl, auf dem niemand Platz nimmt. Diese Leerstellen zeigen nicht das Fehlen von Geschichte, sondern erzählen ihren eigenen Teil.
Deshalb entschied Michie sich auch dazu, sie nicht zu füllen, sondern bewusst offen zu lassen. Sie zeigen die versteckten Identitäten homosexueller Liebhaber, die Erfahrungen von Menschen, die durch dominantere Geschichten verdrängt wurden oder lassen die Betrachtenden die Anwesenheit dieser Menschen spüren.
Wegen Michies eigener Familiengeschichte und Identität, zieht er immer wieder Inspiration aus der Geschichte Schwarzer Menschen in den USA. Für die Ausstellung in der Kunsthalle, orientieret er sich an einem Archiv aus der Harlem Renaissance. Also der Bewegung afroamerikanischer Künstler:innen und Schriftsteller:innen, die vor ungefähr 100 Jahren im New Yorker Viertel Harlem entstand. Die Vielschichtigkeit von Michies Kunst, spiegelt sich auch in seiner Arbeitsweise wider. Das erzählt Lena Reuter, die selbst engen Kontakt mit dem Künstler hatte.
Wenn Troy Montes Michie an einer neuen Ausstellung arbeitet, würde er immer zu einer Art „Method Actor“ werden. Er versuche dann so viel Information wie nur möglich über die Zeit zu bekommen. Er versuche mit der Musik aufzustehen, dazu zu arbeiten und Bücher aus der Zeit zu lesen.
Genau durch die Vielschichtigkeit in den Kunstwerken und darüber hinaus, entsteht eine Nähe zwischen den Betrachtenden und den erzählten Geschichten.
„The Jawbone Sings Blue“ ist seit dem 24. Oktober bis zum 25. Januar in der Kunsthalle Basel zu sehen.
Die Woche
Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019
Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.
Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.
Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019
Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm
Das Programm
Montag, 18. März 2019
Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus.
19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)
Eintritt frei.
Dienstag, 19. März 2019
Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo
19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)
Eintritt frei.
Mittwoch, 20. März 2019
Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*Sh, Theater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.
17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Donnerstag, 21. März 2019
Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.
Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).
Moderation: Bernard Senn, SRF
Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.
19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Freitag, 22. März 2019
Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)
Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch
19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Samstag, 23. März 2019
Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien
The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required.
14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen
Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg
16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr
Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.
20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Sonntag, 24. März 2019
Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch
14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)
Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.
Eintritt frei.
* Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.
** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.
Ausstrahlungstermine
Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)
Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus
u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus
Donnerstag 21.3., 18 h & Samstag 23.3.19, 13 h
Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein
Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h
Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen
Kontakt
tatiana.vieira@radiox.ch
rebecca.haeusel@radiox.ch
Social Media
Die Woche gegen Rassismus wird unterstützt durch: