Woche gegen Rassismus 2019

in einer schublade befinden sich objekte der sammlung des museums

Fragen an die Provenienzforschung: "Müssen wir uns für unsere Sammlungen schämen?"

Das Museum der Kulturen Basel verlegt diesen Monat die Arbeitsplätze der Provenienzforschung in die Ausstellungsräume. Gearbeitet wird aktuell an rund 47 Objekten, welche an die Veddah Communities in Sri Lanka restituiert werden. Doch das sind nur 'Babysteps', sagt uns Künstlerin Carolina Brunelli. von Mirco Kaempf

24.05.18 Vor Aller Augen - Museum der Kulturen

Im Rahmen der Projektreihe werden die Arbeitsplätze der Provenienzforschung vom Archiv in die Ausstellungsräume verlegt. Anlässlich der aktuellen Restituion von 47 Objekten der Veddah Communities in Sri Lanka sind Besucher:innen eingeladen, Fragen zu stellen.

Wenn indigene Kulturgüter vor über 100 Jahren Eingang in eine europäische Sammlung gefunden haben, stellt sich heute die Frage, wie diese Objekte dorthin gekommen sind. Wurden sie geraubt oder unter Zwang getauscht? Es stellt sich die Frage, welche Bedeutung diese Objekte im Kontext für die Herkunftsgesellschaft hatten und immer noch haben. Viele dieser Fragen können Wissenschaftler:innen allein nicht abschliessend beantworten, und so wird auch hier immer häufiger der Dialog mit den Herkunftsgesellschaften gesucht. Das ist auch ganz aktuell passiert mit 47 Objekten im Museum der Kulturen und 42 Objekten im Naturhistorischen Museum – mit Personen der Veddah Communities in Dambana, Sri Lanka. 

EINE PERSON ZEIGT ARCHIVMATERIAL
(zvg)

Der Ruf nach der Dekolonisierung von Museen wird immer stärker in die Institutionen getragen. Unter anderem auch von der brasilianisch-schweizerischen Künstlerin Carolina Brunelli, welche sich einsetzt, indigene Kunst sichtbarer zu machen und  zitiert in diesem Sinne die bolivianische Aktivistin Silvia Rivera:

"the decolonial is a fashion, the postcolonial a desire and the anti-colonial a struggle."

Doch Provenienzforschung braucht Zeit und Ressourcen. Im Gespräch machen die Wissenschaftler:innen Basil Bucher und Isabella Bozsa auch deutlich, dass unsere Kolonialgeschichte hier nicht abschliessend aufgearbeitet würde, sondern eher bearbeitet - im Sinne, dass dies ein stetiger Prozess sei, welchem sich gestellt werden müsse. 

Im aktuellen Projekt geht es um 47 Objekte, darunter viele Pfeile (zvg)
Im aktuellen Projekt geht es um 47 Objekte, darunter viele Pfeile (zvg)

Auf die Frage, ob ein Gleichgewicht im Dialog wirklich herstellbar ist, oder ob wir uns gar schämen müssten für unsere Sammlung

"Schämen müssen wir uns nicht. Ich denke aber, es ist eine grosse Verantwortung, welche wir tragen, für die (koloniale) Vergangenheit wie die Objekte ins Museum kamen und es liegt an der Provenienzforschung, dies aufzuarbeiten und diesen Dingen ins Auge zu blicken" (Basil Bucher, Provenienzforscher MdKB)

"Wenn wir denken, welche Schwierigkeiten unser Wohlstand dem Global Süden zufügt, dann sehen wir, dass überhaupt kein Gleichgewicht herrscht - Das Kolonialverhältnis bleibt bestehen. Es kann nicht sein, dass der Globale Süden für die Erderwärmung bezahlen muss. Oder?" (Carolina Brunelli, Künstlerin)

"Wir können die koloniale Gewalt, die immer noch da ist, nicht ungeschehen machen. Darum geht es auch nicht. Sondern wir müssen einen Umgang damit finden und im besten Fall machen wir das gemeinsam, von unterschiedlich situierten Positionen aus" (Isabella Bozsa, Provenienzforscherin MdKB)

3 figuren stehen im Raum und blicken in die Kamera
vlnr: Brunelli, Bucher, Bozsa im Projektraum 'Vor Aller Augen' im Museum der Kulturen

"Vor Aller Augen" ist eine neue Projektreihe vom Museum der Kulturen Basel. Begonnen wird mit dem Projekt «Dambana, Sri Lanka» am 7. Mai und dauert noch bis zum 31. Mai. Besucher:innen sind ermutigt, Fragen zur Provenienzforschung zu stellen. Vom 27. Juni bis 21. Juli steht das Projekt «Hiva Oa, Französisch-Polynesien» im Fokus. Mehr Infos auf der Webseite des MdKBs.

Die Woche

Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019

Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.

Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.

Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019

Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm

 

 
Das Programm


Montag, 18. März 2019

Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus. 

19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)

Eintritt frei. 

 

Dienstag, 19. März 2019

Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo

19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)

Eintritt frei.

 

Mittwoch, 20. März 2019

Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*ShTheater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.

17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Donnerstag, 21. März 2019

Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.

Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).

Moderation: Bernard Senn, SRF

Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.

19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Freitag, 22. März 2019

Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)

Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch

19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel

Eintritt frei.

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Samstag, 23. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien

The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required. 

14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen

 

Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg

16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr 

Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.

20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

 

Sonntag, 24. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch

14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)

Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.

Eintritt frei.

 

 

Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.

 

** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.

 
Ausstrahlungstermine

 

Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)

Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus

u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus

 

Donnerstag 21.3., 18 h  & Samstag 23.3.19, 13 h

Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein

 

Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h

Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen

Kontakt

tatiana.vieira@radiox.ch

rebecca.haeusel@radiox.ch

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Die Woche gegen Rassismus wird unterstützt durch:

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