Ein Bild von einem Konzert.

Seit zehn Jahren bringt "Mitten in der Woche" deine Bubble zum platzen

Seit Herbst 2012 gibt es die Musiker:innen-Plattform Mitten in der Woche und ruft seither auf, zu frönen, schwelgen, auszutauschen und zu experimentieren. Durch Genres und Generationen hindurch. Heute Abend wird mit einem musikalischen Adventskalender das zehnjährige Bestehen gefeiert. Mit 35 Musiker:innen auf zwei Bühnen in der Kaserne. Wir zoomten mit Gründerin Jennifer Jans: von Mirco Kaempf

22.12.17 Mitten in der Woche (10 Jahre Birthday Bash)

Die Musiker:innen Plattform Mitten in der Woche feiert ihr 10 jähriges Bestehen heute Abend in der Kaserne

Liebe Jenny, ihr feiert zehn Jahre Mitten in der Woche. Ist das für dich eine schockierende Zahl?

Schockierend überhaupt nicht. Eher überraschend, schön, toll & aufregend.

Es scheint mir, bei Mitten in der Woche geht es ums Schwelgen, Frönen, Austauschen und Experimentieren. Dasselbe Konzept wie vor zehn Jahren, als ihr in der Kuppel angefangen habt?

Dinge haben sich in den letzten zehn Jahren sicherlich verändert. Ganz am Anfang war das Konzept, immer am ersten Mittwoch des Monats eine Band oder Musiker:in einzuladen und ihnen eine carte blanche zu geben wo sie einladen konnten, wen sie wollten. Das war für diese Bands [und Musiker:innen] immer ein wahnsinniger Aufwand. Dementsprechend auch immer unglaublich, was wir dort erleben durften. Irgendwann merkten wir, dass dieser Aufwand für beide Seiten zu gross wurde. Dann wechselten wir auch in die Kaserne und nun kuratieren wir die Inhalte sehr oft selber, arbeiten aber immer noch mit Bands und Musiker:innen zusammen, welche Lust haben etwas selber zu machen. Diese Möglichkeit gibts also noch immer.

Vor zehn Jahren warst du anfang 20 Jahre alt, warst vorher also auch schon in der Musikszene dabei. Warum hattest du damals das Gefühl, so ein Format braucht es in Basel?

Zum einen aus einem Bedürfnis von mir selber. Ich empfand die Musikszene als so vielfältig und ich wollte mehr darüber wissen, mich mehr austauschen können und hatte das Gefühl, dieses Bedürfnis ist auch vorhanden von verschiedenster Seite. Einen Ort zu haben wie ein erweitertes Wohnzimmer oder ein erweiterter Bandraum, wo man dann auch noch ein günstiges Bier trinken kann und sich mit anderen austauschen, welche in einem ähnlichen Bereich arbeiten. Das war der Wunsch und es hat mich dazu inspiriert, auch die verschiedensten Generationen [von Musiker:innen] kennenzulernen. Ich glaube das ging vielen so.

Zehn Jahre lang bist du mit Mitten in der Woche jetzt schon recht nahe an der Szene. Regelmässig gebt ihr neben bekannteren Formationen auch jungen Projekten eine Bühne. Könntest du in Worte fassen wie sich der Groove dieser Szene verändert hat?

Das ist eine mega schwierige Frage so kurz zu beantworten. Hoffentlich verändert sich etwas, weil es muss in Bewegung bleiben. Ich glaube, als ich anfing in Bands zu spielen und in der Szene unterwegs zu sein war vieles noch anders. Es war nicht unbedingt besser. Man hat anders Musik konsumiert: Man kaufte CDs, ging Bands unterstützen, die man vielleicht nicht gekannt hat und heutzutags ist vieles viel selektiver. Der Support ist da, aber es ist nach meinem Empfinden weniger so, dass man Sachen entdecken geht. Umso wichtiger ist es, so eine Plattform wie "Mitten in der Woche" zu haben, wo man diese Entdeckungen machen kann und niederschwellig an Menschen rankommt ohne dass das ein grosses Ding ist. Das ist nach wie vor etwas, dass wichtig ist und ich finde es auch sehr inspirierend, dass zusammen mit Steffi [Klär] und Jeroen [Van Vulpen] zu machen. Jeroen der etwas jünger ist und nochmals andere Perspektiven reinbringt und Steffi, die einfach ein riesen Rucksack hat, und das alles nochmals mega spannend macht.

Ihr werdet immer wieder gefragt ob euch die Themen nicht ausgehen würden. Wie stellt ihr die verschiedenen Ausgaben zusammen?

Das ist immer ein spannender und kreativer Prozess. Manchmal ist es mit etwas Zeitdruck verbunden und dann überlegen wir uns, welche Jahreszeit gerade ist und ob wir da eine Verbindung schaffen können, aber auch das macht viel Freude. Es kommt darauf an, was gerade aktuelle Themen sind, dann versuchen wir Dinge zu kombinieren, Leute einzuladen, die hierfür interessant sein könnten oder dazu was zu sagen haben. Wo wir das Gefühl haben, dass interessiert auch die Szene. Grundsätzlich haben wir immer im Hinterkopf: Austausch, Netzwerk und Experiment. Da gibt es so viele Puzzleteile und Kombinationen.

Du steckst sehr viel ehrenamtliche Energie in die lokale Szene rein. Gleichzeitig bist du auch im Vorstand und Booking Team des B-Sides Festivals in Luzern dabei. Stärkt der Blick auf die internationale Musikwelt deine Liebe zur Basler Szene?

Auf jeden Fall. Es passiert so viel kreatives und interessantes im internationalen, aber auch im nationalen Bereich. Das ist mega spannend. Aber dann zu merken wie viel Kreativiät und gute Musik auch aus der lokalen Szene kommt, daran habe ich immer viel Freude. Das ist dann auch der Grund, warum ich weiter mache.

Im Vergleich zu Musikhauptstädten wie London oder New York: Siehst du keine Gefahr darin, dass mit den vielen Bühnen und Förderungen in Basel die Musikkultur zu bequem wird?

Ich glaube das ist ein Thema, das schon lange diskutiert wird. Gerade im nationalen Vergleich haben wir eigentlich Glück mit der Förderung und den Mitteln, die es hier in Basel gibt. Ich würde nicht versuchen, dies als etwas Negatives zu sehen. Ja, wir sind sehr priviligiert. Aber was uns erst weiterbringt ist, rauszugehen und selber erleben was es heisst, in Deutschland in einem Klub für 50€ zu spielen. Da merkt man schnell, dass es nicht überall so ist, wie hier. Es ist nicht überall so verständlich, dass Leute kommen. (Das merkt man ja schon wenn man in anderen Kantonen spielt). Dies ist wichtig, um die Selbstverständlichkeit des lokalen Musizierens abzuschaffen. Als Antrieb nehmen, trotzdem Gas zu geben.

Was macht denn Basel so besonders in deinen Augen? Ist es die Förderung oder haben wir einfach das Glück in einem Dreiland mit verschiedenen Kulturen zu leben?

Es sind sicher verschiedene Komponenten, die da mitspielen. Die von dir genannten Dinge machen da sicher einen Teil aus. Ich glaube langsam einen recht guten Vergleich mit anderen Szenen in anderen Städten zu haben. Für mich ist es der Zusammenhalt und das gegenseitige Pushen. Schnell mal ist man in seiner eigenen Szene oder in der eigenen Bubble unterwegs. Allerdings empfinde ich die Leute als offen. Sie trauen sich, darüber hinaus zu gehen und sich mit anderen auszutauschen. Ich glaube, dass ist es was es ausmacht. Nicht neidisch zu sein auf andere Bands, die irgendwas erreicht haben, sondern zu sagen: "Geil, das will ich auch machen und ich arbeite jetzt dafür, dass ich dorthin komme!". Es ist wichtig, diese Dinge nicht negativ zu betrachten sondern positiv. Diese gegenseitige Offenheit schätze ich an der Basler Musikszene.

Wünsche für die Basler Musikzsene?

Weiterhin in Bewegung zu bleiben, weiterhin sich gegenseitig pushen, offen bleiben und austauschen. Ich bin gespannt auf die Musik, welche in Zukunft noch releast werden wird.

Danke für deine Zeit!

Mitten in der Woche #75 – 10 Year Birthday Bash - Los gehts ab 20 Uhr in der Kaserne.