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Unser Album der Woche: Hagen von Titanic
Vor kurzem ist das zweite Album Hagen vom Duo Titanic erschienen – ein Album, das so spannend wie ungreifbar ist. Als Avant-Garde-Pop-Album ist Hagen durch die Vielfalt an stilistischen Einflüssen und untypischen Songstrukturen vielleicht anspruchsvoll, aber dadurch umso interessanter. Wir hören Celli, dissonante Gitarren, die klare Stimme von Mabe Fratti und Drums in grossen, dramatischen Räumen, die das Album in eine Art elegante Endzeit-Oper verwandeln. von Dion Monti
25.09.22 -Titanic - Hagen - ADW Podcast
Das neue Album, Hagen, vom Duo Titanic
Am 5. September ist das neue, zweite Album Hagen vom Duo Titanic erschienen – ein Album, das spannend, aber auch ein wenig ungreifbar ist.
Vor zwei Jahren erschien das Debütalbum Vidrio – seither ist der Sound von Titanic überraschend gereift und raffinierter geworden. Es ist ein Sound, der wohl als Avant-Garde-Pop bezeichnet werden könnte, aber wie immer im Pop vor allem eine spannende und originelle Mischung aus Referenzen und Innovationen ist.
Titanic besteht aus der Cellistin und Sängerin Mabe Fratti aus Guatemala und dem Gitarristen und Komponisten Hector Tosta aus Venezuela. Beide Musiker sind auch privat ein Paar und haben sich Mexico City zur gemeinsamen Heimat gemacht.
Hagen ist ein Album, das durch die Vielfalt an stilistischen Einflüssen, untypische Songstrukturen und abstrakte Texte schwer greifbar ist, aber dadurch nicht unzugänglich, sondern umso interessanter wirkt.
Der Gesang und das Cello von Mabe Fratti haben eine leitende Rolle, und ihre Erfahrung, die sie in den letzten Jahren in der experimentellen Szene gesammelt hat, ist hörbar. Im Song "Gotera" hören wir Referenzen zu Metal, die zusammen mit Cello und Stimme wieder wie etwas Neues, Eigenes klingen und sich zwar abheben, aber dennoch gut ins Album einfügen.
Zwei Lieder später, im Song "Te tragaste el chicle", erinnert ihre Stimme, umgeben von süssen Gitarrenlicks und gigantischen Drums, wieder an eine Laura Pausini aus den 90er-Jahren. Es sind genau diese Gegensätze, die über das ganze Album hinweg viel Spannung erzeugen.
Hector Tosta, der übrigens als i. la Católica kreditiert wird, ist wahrscheinlich verantwortlich für diese Art von Gegensätzen. Er hat acht der zehn Songs alleine komponiert und die Texte von sechs Songs selbst geschrieben. Zudem ist er auch der Hauptproduzent des Albums.
Die Produktion von Hagen ist verspielt und wirkt überraschend ausgewogen. Irgendwo zwischen Extremen – eingebettet in grosszügigen Power-Pop-Hall.
Verzerrte, dissonante Gitarren treffen auf schwebend-warme Celli und werden von der klaren Stimme von Mabe Fratti getragen. Die Texte sind oft intensiv und dramatisch, aber auch teilweise humorvoll, wie im ersten Song des Albums, in dem sie sagt: "No me vayas a pedir el último cigarro cuando se acabe el mundo" – auf Deutsch: Bitte mich nicht um meine letzte Zigarette, wenn die Welt untergeht.
Hagen fühlt sich wie ein Endzeit-Album an, das einerseits eine reale existenzielle Bedrohung interpretiert, andererseits aber auch auf theatralisch-verspielte Übertreibungen nicht verzichten will und diese deshalb mit einbaut. Es ist ein Album, das grosse Ambitionen mit grossem Können ausdrückt und in dem es auch nach mehrfachem Hören immer noch Neues zu entdecken gibt.