
Wie ist der Alltag für trans- und nonbinäre Menschen in der Region?
Trans- und nonbinäre Menschen erfahren weltweit einen steigenden Hass unter den Menschen. Wie ist die Situation für sie in der Region Basel? Zwei Leute aus der Community und die SP Queer geben Auskunft. von Malik Iddrisu
25.03.27 Trans und nonbinär in Zeiten von Rechtsrutsch
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Trans- und nonbinäre Menschen begegnen in ihrem Alltag verschiedene Formen von Diskriminierung. Laut den Hatecrime-Berichten der letzten zwei Jahre sind in der Schweiz vor allem Trans- und nonbinäre Menschen jene queere Gruppe, die am meisten physische oder verbale Gewalt erlebt. Aus diesem Grund ist das Bedürfnis unter ihnen nach Beratung und Unterstützung hoch.
Fehlende Unterstützung
Im Kanton Basel Stadt gibt es aktuell keine Anlaufstelle, die trans- und nonbinäre Menschen berät. Diverse Menschen aus der Community haben in der Region Basel selbstständig Beratungsstellen eröffnet, welche ehrenamtlich betrieben werden. Die Neue Transberatung Basel ist eine davon. Fia und Tale sind Mitglieder der Beratung. Die Neue Transberatung Basel berät Menschen, die trans oder questioning sind bei unterschiedlichen Anliegen. Wie zum Beispiel, wie sie an medizinische Leistungen kommen.
Mehr Sicherheit ist nötig
Fia lebt als trans-Frau und Tale als nonbinäre Person. Beide erleben auf verschiedenen Ebenen Diskriminierung wegen ihrer Geschlechteridentität. Beispielsweise meiden sie gewisse öffentliche Plätze am Abend, von denen sie wissen, dass sie dort Gewalt von anderen Menschen erleben könnten. Besuche bei Institutionen oder Ämtern sind in vielen Fällen unangenehm. Tale berichtet zum Beispiel davon, dass er von Fachpersonen aus dem medizinischen Bereich oft keine passende Behandlung erhält. Damit sich diese Umstände ändern, müssen diverse Massnahmen umgesetzt werden. «Information ist sicher wichtig», sagt Fia. Die Gesellschaft muss durch Informationsmaterial darauf sensibilisiert werden, dass es trans und nonbinäre Menschen gibt. Tale fügt hinzu, dass die Politik Anlaufstellen für trans und nonbinäre Menschen finanzieren soll. «Die Angebote gibt es schon, die Politik sollte es als Priorität sehen, diese zu finanzieren.»
Warum sind gerade Trans und nonbinäre Menschen so stark im Visier?
Laut humanrights.ch sind trans- und nonbinäre Menschen jene queere Gruppe, die am meisten von Diskriminierung betroffen ist. Maria Schäfer, SP-Grossrätin und Co-Präsidentin der SP Queer sagt dazu: «Die Gesellschaft hat Angst vor allem, was aus dem binären System ausbricht.» Queere Menschen, die cis sind (die sich also mit ihrem Geburtsgeschlecht identifizieren), bewegen sich immer noch in der herkömmlichen Geschlechternorm. Trans und nonbinäre Menschen hingegen nicht. Das bringt neue Bedürfnisse mit sich, welche Menschen aus der binären Norm nicht gewohnt sind, wie zum Beispiel der Gebrauch anderer Pronomen oder die Bereitstellung von anderen medizinische Behandlungen.
Betroffene und Politiker:innen sehen denselben Handlungsbedarf
Laut Maria Schäfer und Lea Levi (beide von der SP Queer) müsste der Kanton Basel Stadt Anlaufstellen für trans und nonbinäre Menschen finanzieren. Weiter sei es auch essentiell, dass die Sicherheitsbehörden auf Hatecrimes an Trans- und nonbinäre Menschen geschult werden. Aktuell würden laut Lea Levi viele Fälle von Hatecrime gar nicht gemeldet werden. Betroffene hätten nämlich Angst, Bedrohungen zu erhalten, nachdem sie eine verbale oder physische Attacke gemeldet haben. All diese Massnahmen sind Teil des Gleichstellungsgesetz, welches Basel Stadt letztes Jahr angenommen hat. Trotzdem sind trans- und nonbinäre Personen heute immer noch viel Benachteiligung und Gewalt ausgesetzt und es fehlt ihnen an Anlaufstellen, bei denen sie Beratung erhalten könnten.